Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz

Januar 2017 | 6 min

Die vierte industrielle Revolution

Wirkung und Einfluss der Menschheit auf unserem Planeten sind nicht zu leugnen.

Wirkung und Einfluss der Menschheit auf unserem Planeten sind nicht zu leugnen.

Wir haben Städte gebaut, die sich kilometerlang erstrecken, und Hochhäuser, die den Himmel teilen. Wir haben Berge durchbohrt, Flüsse umgeleitet und Neuland geschaffen. Straßen und Stromleitungen ziehen sich wie ein Netz über die Erdoberfläche, Flugzeuge und Satelliten verstopfen die Atmosphäre und das, was dahinter liegt. Jetzt, wo uns die Herrschaft über die Erde sicher ist, wollen wir auch noch das Sonnensystem erobern.

Wir haben mehrere Millionen Jahre gebraucht, um an diesen Punkt zu gelangen. Aber der Fortschritt hat sich seit der ersten industriellen Revolution im späten 18. Jahrhundert lawinenartig fortgesetzt. In weniger als 250 Jahren haben wir uns von der Pferdekutsche zum selbstfahrenden Auto katapultiert, statt nach den Sternen zu navigieren, verlassen wir uns nun auf die gesprochenen Anweisungen unseres GPS-Systems, und statt einen Brief an unsere Lieben zu schreiben, führen wir eigentümliche Unterhaltungen mit Siri.

Vor allem das Internet hat die Gesellschaft in allen Zivilisationen stärker geprägt als irgendeine Erfindung der Vergangenheit. Die Fähigkeit, praktisch ohne Zeitverlust zu kommunizieren, Informationen zu teilen und zu konsumieren - ob es sich dabei nun um Katzenfilme oder wissenschaftliche Forschungsergebnisse handelt - hat dafür gesorgt, dass technologische Durchbrüche jetzt mit sehr viel größeren Schritten heraneilen. Wie Gordon Moore, Mitgründer von Intel und Fairchild Semiconductor, schon 1965 bemerkte, verdoppelt sich die Prozessorleistung alle zwei Jahre, wenn die Transistoren auf einem Chip an Anzahl und Geschwindigkeit zunehmen - sinnbildlich für neue Entdeckungen und Innovation.

Mit der vierten industriellen Revolution ist ein Zeitalter angebrochen, das durch äußerste Automatisierung und allgegenwärtige Konnektivität definiert und bestimmt sein wird.

Wie schon die drei anderen industriellen Revolutionen werden die Veränderungen auch in dieser Periode den Lauf der Zukunft, unseren Umgang mit Technologie und miteinander unwiderruflich verändern. Aber eine Entwicklung in diesem neuen digitalen Zeitalter wird so tiefgreifend und erschütternd sein, dass sie den lang gehegten Status quo vom Menschen im Mittelpunkt abrupt beenden wird: die Geburt und Transzendenz der künstlichen Intelligenz.

Die vierte industrielle Revolution
Quelle: UBS
Wir müssen damit rechnen, dass die Maschinen eines Tages ... die Kontrolle übernehmen werden.

Dieses Zitat des Mathematikers und Kryptografen Alan Turing aus dem Jahr 1951 ist ein wichtiges Leitprinzip für Datenforscher und Wirtschaftsakteure, die an künstlicher Intelligenz interessiert sind. Bis vor kurzem war künstliche Intelligenz nur eine Idee, ein Gespräch über das, was „eines fernen Tages“ sein würde, etwas, das nur in Science Fiction-Romanen und -Filmen lebendig wurde. Die Idee eines künstlichen Wesens mit menschenähnlichem Bewusstsein lässt sich beginnend bei den Erzählungen von mechanischen Männern aus dem Mittelalter und Mary Shelleys Frankenstein bis zu den drei Gesetzen der Robotik des zeitgenössischen Autoren und Wissenschaftlers Isaac Asimov verfolgen.

Die früheste emotionsrelevante Arbeit auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz stammt aus den Siebzigerjahren, als die Kognitionswissenschaft als Disziplin erwachsen wurde, teilweise inspiriert durch das Buch „Human Problem Solving“ von Allen Newell und Herbert A. Simon aus dem Jahr 1972. Im selben Jahr erfand Kenneth Colby eines der ersten Geräte mit emotionaler künstlicher Intelligenz: ein Computersystem mit dem Namen PARRY, das einen Dialog mit einem paranoiden Patienten simulieren konnte.

Doch ebenso wie die vierte industrielle Revolution im 21. Jahrhundert, so zeichnete sich das Aufkommen der künstlichen Intelligenz bereits deutlich ab. Aktuell ist künstliche Intelligenz eine Kernkomponente im Geschäftsmodell von etwa 2000 neu gegründeten Unternehmen weltweit. Und mit schlagzeilenträchtigen Nachrichten über Googles AlphaGo, der den Weltmeister im Go schlägt, oder Baidus persönlichem Assistenten Duer, der bei KFC in China Bestellungen aufnimmt, ist der Boden für einen lawinenartigen Fortschritt in den kommenden Jahren bereitet.


Worum geht es bei dem ganzen Wirbel?

Künstliche Intelligenz kann als ein Paket von Tools und Programmen verstanden werden, die Software auf eine Weise „intelligenter“ machen, die einen Außenstehenden glauben lässt, dass ihre Äußerungen von einem Menschen stammen.

Ganz einfach ausgedrückt, nutzt künstliche Intelligenz selbstlernende Systeme durch den Einsatz zahlreicher Tools wie Data Mining, Mustererkennung und natürliche Sprachverarbeitung. Sie funktioniert ähnlich wie ein menschliches Gehirn bei Routineaufgaben wie „Urteilen nach dem gesunden Menschenverstand“, „Bilden einer Meinung“ oder „soziales Verhalten“.

Der wichtigste wirtschaftliche Vorteil der künstlichen gegenüber der menschlichen Intelligenz ist ihre hohe Skalierbarkeit, aus der sich erhebliche Kosteneinsparungen ergeben. Weitere Vorteile sind die Konsistenz und die regelbasierten Programme künstlicher Intelligenz, die letztlich zur Reduktion von durch Handlungen oder Unterlassungen bedingten Fehlern führen. Des Weiteren können die Langlebigkeit künstlicher Intelligenz in Verbindung mit kontinuierlicher Verbesserung sowie der Fähigkeit, Prozesse zu dokumentieren als vorteilhaft gewertet werden. Und das sind nur einige der Gründe dafür, warum künstliche Intelligenz so viel Interesse auf sich zieht.

The evolution of artificial intelligence

Künstliche Intelligenz lässt sich grob in drei Stadien einteilen: schwache künstliche Intelligenz (Artificial Narrow Intelligence, ANI), allgemeine künstliche Intelligenz (Artificial General Intelligence, AGI) und künstliche Superintelligenz (Artificial Super Intelligence, ASI).

Die Intelligenz des ersten Stadiums (ANI) ist auf einen bestimmten Funktionsbereich beschränkt. ANI gleicht etwa kindlicher Intelligenz. Das zweite Stadium (AGI) ist ein fortgeschrittenes Niveau: AGI deckt mehr als nur ein Feld ab, wie beispielsweise vernunftbasierte Schlussfolgerungen, Problemlösung und abstraktes Denken. Dies entspricht ungefähr der Leistung eines Erwachsenen. Das Stadium der Intelligenzexplosion, ASI, ist das Stadium, in dem die künstliche Intelligenz der menschlichen in allen Bereichen überlegen ist.

Der Übergang vom ersten in das zweite Stadium dauerte lange (siehe Grafik). Wir glauben jedoch, dass wir aktuell den Scheitelpunkt zum Übergang in das zweite Stadium (AGI) erreicht haben, in dem die Intelligenz von Maschinen der menschlichen Intelligenz entsprechen kann. Das ist ein beachtlicher Erfolg.

Die künstliche Intelligenz wird sich zu einem gigantischen Sektor entwickeln, der unzählige finanzielle Möglichkeiten eröffnen wird.

Auch wenn sie sich verglichen mit ihrer gesamten Lebensspanne noch im Embryonalstadium befindet, hat die künstliche Intelligenz mit ihrem Potenzial nicht nur Wissenschaftler und Philosophen, sondern auch Politiker und Unternehmer in ihren Bann gezogen. Der Grund ist einfach: Die künstliche Intelligenz wird sich zu einem gigantischen Sektor entwickeln, der unzählige finanzielle Möglichkeiten eröffnen und den führenden Köpfen in der Staats- und der Privatwirtschaft zu nie dagewesener technologischer Macht verhelfen wird.

Welche Form die künstliche Intelligenz auch annehmen wird: Ihr Weg wird mit ethischen Idiosynkrasien befrachtet, Angst und Euphorie werden dicht beieinander sein. Und während mancher sich über Redundanzen am Arbeitsmarkt, Datenschutz und Überwachung den Kopf zerbrechen wird, werden andere den nächsten Schritt menschlicher Genialität verkünden. Wie Sie auch darüber denken: Die künstliche Intelligenz wird unsere Welt auf vielerlei Weise verändern. Es ist also unerlässlich, auf die Welt vorbereitet zu sein, die vor uns liegt.

Lesen Sie weiter, um sich auf eine Zeitreise in die Zukunft zu begeben und mehr darüber zu erfahren, wie die künstliche Intelligenz sich weiterentwickeln und unser Leben beeinflussen wird.

Erkenntnisse

  • Wir sind in die vierte industrielle Revolution eingetreten - ein Zeitalter, das von Automatisierung und Konnektivität bestimmt sein wird.
  • Es gibt drei Phasen künstlicher Intelligenz:
    • Schwache künstliche Intelligenz (Artificial Narrow Intelligence, ANI)
    • Allgemeine künstliche Intelligenz (Artificial General Intelligence, AGI)
    • Künstliche Superintelligenz (Artificial Super Intelligence, ASI)
  • Der Übergang von der ersten in die zweite Phase war der längste.
  • Wir befinden uns jetzt im Endstadium von ANI, in dem die Intelligenz von Mensch und Maschine etwa gleich sind.

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